Neulich, als meine Liebste und ich nebeneinander in unseren Büchern lesen, zeigt sie mir mit den Worten »Schau mal, das ist hübsch« ihr Buch, darin ist eine Kapitelüberschrift auf einem geschwungenen Pfad gesetzt. Das Buch ist ein sonst ganz konventionell gesetzter Roman.
Ich, der ich ebenfalls in mein Buch eingetaucht bin, weiß nach einem kurzen Blick nichts besseres zu sagen als »die machen ja hübsche Sperenzien«.
»Heißt das so?«, fragt meine Liebste.
Ich stutze. Dann erwäge ich kurz, ob sie als gebürtige Hamburgerin wirklich das Wort »Sperenzien« nicht kennt. Kann ja sein.
Ich antworte: »Klar, so nennen Typografen solche geschwungenen Zwischenüberschriften. Ist nicht so bekannt, weil das früher extrem schwierig zu setzen war. Noch ein schönes Exemplar aus dem typografischen Wortschatz: Versalien, Kapitälchen, Initialen, Sperenzien.«
Mit einem »Aha« liest sie weiter. Wow, sie hat’s geglaubt.
Aber warum auch nicht? Und weil nicht zum ersten Mal Wörter auf krummen Wegen eine neue Bedeutung annehmen, schlage ich hiermit vor, dass »Sperenzien« der offizielle Fachbegriff für auf einem Pfad gesetzte Textzeilen wird. Mal sehen, was dabei herauskommt.
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